Wandel der gesellschaftlichen Struktur in Gottfried Kellers "Die leute von Seldwyla" : a thesis presented in partial fulfilment of the requirements for the degree of Master of Arts in German at Massey University

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1994
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Massey University
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So kam uns leider der religiöse Staat vor! Und der ökonomische? Wir haben das Treiben und Jagen gesehen und werden es vielleicht noch länger sehen! Da stßrzt sich der kleine Haufen von Geldmenschen oder vielmehr der Geldtiere auf den ganzen vorhandenen Nahrungsstoff wie eine Schar russischer Wölfe auf eine Viehherde und reißt an sich, was da ist. Der Wucher bläht sich auf und spinnt seine Fäden wie eine giftige Spinne, die freilich ihr privilegiertes Kreuz auf dem Rßcken trägt; in wenigen Tagen ist der Platz rein gefegt, und das große arme Volk steht da mit leeren Händen und leeren Körben; denn es hat augenblicklich natßrlich nicht so viel Geld, um ein ganzes Jahr einkaufen zu können. Gottfried Keller in "Zeitgemäße Betrachtungen"¹ Keller, Gottfried: Kellers Werke in 5 Bänden. Hg. Hans Richter, Berlin & Weimar 1988, Bd. 3, S. 289. In der Folgen werden Zitate aus dieser Ausgabe mit GW abgekßrzt. Walter Benjamins Worte zur Bedeutung Gottfried Kellers haben heute glßcklicherweise keine Gßltigkeit mehr: "Die neu-alte Wahrheit, die Keller unter die drei oder vier größten Prosaiker der deutschen Sprache aufnimmt, hat immer noch einen schweren Stand. Sie ist zu alt um die Leute zu interessieren, und zu neu um sie zu verpflichten."²Benjamin, Walter: Gesammelte Schriften. Frankfurt/M. 1991, Bd. 2/1 Aufsätze, Essays, Vorträge S. 284 Gottfried Keller, zu Ehren einer kritischen Gesamtausgabe seiner Werke. In den letzten Jahrzehnten ist das Interesse an Keller und auch sein Ansehen bemerkenswert gestiegen. Welche neueren Literaturgeschichten man auch aufschlägt - sei es eine traditionell bßrgerliche, eine marxistische oder eine soziologisch ausgerichtete - alle sind sich einig, daß sein Werk zum Besten gehört, das während der Zeit des Realismus geschaffen wurde. Der Grund fßr Kellers Größe liegt zweifellos darin, daß es ihm, wie keinem anderen Dichter seiner Zeit gelang, die Veränderungen eines Zeitalters auf so humorvolle wie unmißverständliche Weise in seinen Werken widerzuspiegeln. [From Introduction]
Description
In German
Keywords
Keller, Gottfried, 1819-1890, Emotions in literature
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